In nur vier Minuten ist alles vorbei

01.11.2014 12:34
Fabian Keppler-Stobrawe

THL Leistungsprüfung"Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person, Melder übernimmt die Erstversorgung, Wassertrupp erstellt Verkehrsabsicherung, Maschinist übernimmt Einsatzstellenbeleuchtung mit  Lichtmast, Angriffstrupp und Schlauchtrupp, Aufbau der Geräteablage ca. 5 Meter vor Unfallfahrzeug!" - so lautet der Einsatzbefehl für die Einsatzübung bei der THL-Leistungsprüfung der Feuerwehren in Bayern. In nur 240 Sekunden muss alles ordnungsgemäß aufgebaut und durchgeführt worden sein. Zuvor hat jeder Teilnehmer noch Einzel- bzw. Truppaufgaben zu erledigen. 14 Teilnehmer der FFW Erbendorf haben die Prüfung für das THL-Leistungsabzeichen am Freitag Abend erfolgreich abgelegt.

Das Kernstück der THL-Leistungsprüfung, die obenbeschriebene Einsatzübung, spiegelt sehr realistisch den tatsächlichen Einsatzablauf wieder. Während Angriffs- und Schlauchtrupp alles zur Befreiung der eingeklemmten Person vorbereiten und durchführen, sorgt der Wassertrupp für die Eigensicherheit und erstellt eine Verkehrs- sowie eine Brandabsicherung, falls sich Teile des Unfallfahrzeuges entzünden sollten. In der Realität werden die Begriffe Wasser- und Schlauchtrupp nur selten verwendet, auch ist es weniger oft der Fall, dass nur neun Feuerwehrleute (inklusive Maschinist und Gruppenführer) an einem derartigen Einsatz beteiligt sind, aber mindestens neun Einsatzkräfte sind tatsächlich erforderlich, um ene Person erfogreich aus einem PKW retten zu können. Und bei der THL-Leistungsprüfung geht es genau darum, die Mechanismen einzustudieren: welcher Handgriff ist wann nötig, welche Geräte benötige ich wo und wie organisiere ich den Ablauf so, dass sich nicht alle selbst im Weg stehen?

Schnell aber ohne Hektik!

THL LeistungsprüfungNach etwa drei Minuten ist alles aufgebaut: Verkehrsabsicherung beidseitig (in der Realität würde eine Straße eher komplett gesperrt), das Auto ist gegen Rollen und Kippen gesichert und das Werkzeug (hydralische Rettungsschere und -spreizer, diverse Zylinder und Brechstangen, Glasbearbeitungswerkzeug, etc.) sowie eine Krankentrage liegen griffbereit auf einem Sammelplatz und der Angriffstrupp kann mit dem Befreien einer eingeklemmten Person beginnen. Die 14 Feuerwehrmänner der FFW Erbendorf haben dies eindrucksvoll am vergangenen Freitag gezeigt, wie ein THL-Einsatz auch ohne übermäßige Hektik ablaufen kann. Denn mit aufkommender Hektik passieren Fehler, im Einsatzfall soll jeder Handgriff stimmen, ganz automatisch. Dann ist sowohl den Verunglückten als auch der Rettungsmannschaft am besten geholfen.

Einzel- oder Truppaufgaben gehören dazu

THL LeistungsprüfungVor der Abnahme der Einsatzübung musste jeder Teilnehmer noch, je nach persönlicher Stufe (1-6), eine Einzel- oder Truppaufgabe erledigen. Hier steht die Fahrzeug- und Gerätekunde im Vordergrund: welches Gerät befindet sich wo auf dem Fahrzeug, wie bediene ich es und wofür setze ich es ein, mit welche Gefahren werde ich als Feuerwehrmann konfrontiert, wenn ich ein Gerät einsetze.

Keine Scheu vor technischem Gerät

Die Schiedsrichter des Kreisfeuerwehrverbandes Tirschenreuth (KBM Günther Fachtan, KBM Herbert Thurm, KBM Dieter Höfer), der zweite Brügermeister der Stadt Erbendorf, Johannes Reger, sowie der zweite Kommandant der FFW Erbendorf, Wolfgang Gruber, waren mehr als zufrieden mit der Leistung der beiden Gruppen, die sich der Leistungsprüfung unterzogen. Besonders erfreulich war die Tatsache, dass eine Gruppe aus Feuerwehrnachwuchskräften bestand, die allesamt zum ersten Mal an der THL-Leistungsprüfung teilnahmen. Die Nachwuchsarbeit ist besonders wichtig, besonders im Hinblick auf den demographischen Wandel, so dass die Erbendorfer Feuerwehr sich glücklich schätzen kann, dass sich immer wieder junge Männer und Frauen finden, die keine Scheu vor den technischen Aufgaben haben, die sie als Feuerwehrmann und -frau bewältigen müssen.

Einsätze erschwerten Übung

THL Leistungsprüfung Aufbau BAlle Teilnehmer haben die THL-Leistungsprüfung bestanden. Gerade im Hinblick auf die Umstände, mit denen die FFW Erbendorf gerade in der Woche vor der Abnahme der Leistungsprüfung konfrontiert war, ist das Gesamtergebnis mehr als hoch zufriedenstellend einzuordnen. In der Regel wird über etwa zwei Wochen jeden Tag geübt, doch das naßkalte Wetter in der vergangenen Woche und die drei, teils schweren Einsätze von Mittwoch bis Freitag (Unfall am Steinbacher Berg, Großalarm Brand Industriegebäude und Verkehrsunfall auf dem Weg zur Übung), ließen wenig Zeit für eine intensive Vorbereitung und darüber hinaus waren die Einsätze auch kräftezehrend, körperlich und geistig zugleich. Fotos: Roland Wellenhöfer